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Ein Mensch hat mehr Gene von Mikroorganismen als von seinen eigenen. Nicht unbedingt in seinen Zellen, sondern in seinem Mikrobiom. Forschungen deuten nun darauf hin, dass eben dieses Mikrobiom das Altern umkehren kann - zumindest bei Mäusen.
In den letzten Jahrzehnten ist die Bedeutung der Mikrobiota in der wissenschaftlichen Forschung und in den Medien sehr deutlich geworden. Doch schon vor mehr als einem Jahrhundert haben Forscher dies erahnt. Forschungen zeigen, dass die Mikroorganismen in unserem Darm Infektionen, Tumoren und neurodegenerativen Erkrankungen vorbeugen können.
In diesem Zusammenhang deuten neue, in Nature Aging veröffentlichte Forschungsergebnisse darauf hin, dass die Mikrobiota das Altern möglicherweise umkehren kann, denn in der Studie zeigten Mäuse, die eine junge Mikrobiota erhielten, auch eine offensichtliche Verjüngung ihres Gehirns.
Um dies zu testen, transplantierten die Autoren die fäkale Mikrobiota von Mäusen unterschiedlichen Alters, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: Eine Gruppe bestand aus jüngeren Mäusen im Alter von 3 bis 4 Monaten, die anderen beiden Gruppen aus älteren Nagern im Alter von 19 bis 20 Monaten.
Eine der Gruppen älterer Mäuse erhielt Fäkaltransplantate sowohl von jüngeren als auch von älteren Mäusen, d. h. ein Teil der älteren Mäuse erhielt eine junge Mikrobiota, ein anderer Teil eine ältere.
Überraschenderweise zeigten die Mäuse, die das Jungtiertransplantat erhielten, im Durchschnitt bessere kognitive Leistungen, Reaktionen auf Entzündungen und weniger Angst.
Entzündungen und Alterung

Bakterien sind die Hauptbestandteile der menschlichen Mikrobiota, daneben gibt es noch Pilze und Protozoen. Bild: Gerd Altmann / Pixabay
Die Entzündung ist einer der wichtigsten physiologischen Faktoren des Alterns. Natürlich ist die Entzündung eine Reaktion des Körpers auf eine Pathologie, die das Immunsystem bei der Beseitigung des Problems unterstützt.
Mit zunehmendem Alter wird die Entzündungsreaktion jedoch immer dysfunktionaler. Sehr akute Entzündungsreaktionen können beispielsweise sogar zum Tod eines Menschen führen. Krankheiten wie Arthritis und Alzheimer sind eng mit einem Entzündungsprozess verbunden.
Angst und Stress sind zudem sehr gesundheitsschädlich - das weiß jeder, der schon einmal das stressige Ende eines stressigen Arbeitsmonats oder einer Prüfungswoche erlebt hat.
Diese neuen Forschungsergebnisse deuten also darauf hin, dass eine gesunde Mikrobiota eine direkte Rolle bei der Verringerung der altersbedingten Schäden spielen kann. Theoretisch könnte auch eine Verjüngung des Gehirns in Aussicht stehen.
Alle diese Ergebnisse sind noch sehr vorläufig, und wir müssen aus einem Grund vorsichtig sein: Mäuse sind keine Menschen. Obwohl unsere Nagerfreunde uns sehr ähnlich sind, sind diese Ergebnisse nur ein Beweis - unter unzähligen anderen - für die wichtige Rolle der menschlichen Mikrobiota.
Dennoch sind die Ergebnisse ermutigend für mögliche neue Behandlungen und Vorbeugungsmaßnahmen gegen altersbedingte Krankheiten.
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Die Forschungsergebnisse sind in der Zeitschrift Nature Aging veröffentlicht.