Archäologen, Professoren und Studenten der Universität Brasilia (UnB) nehmen an der Wiedereröffnung der Ausgrabungsstätte Gruta do Gentio II in Unaí (MG) teil. 1970 wurde dort die einzige Mumie Brasiliens und Südamerikas gefunden. Nun hoffen die Forscher, weitere Mumien und Knochenspuren zu entdecken, um die menschliche Besiedlung des brasilianischen Territoriums zu untersuchen.

Es handelt sich um einen felsigen Unterschlupf, der vor etwa 4.000 Jahren als Friedhof für Kinder und Jugendliche diente. Die Forscher fanden menschliche und tierische Knochen, Maiskolben, Stoffe, Federn, Keramik und Höhlenzeichnungen. Laut dem Forscher und Projektkoordinator Francisco Antonio Pugliese Junior ist an diesem Ort erstaunlich viel organisches Material erhalten.

"Es gibt Hunderte, vielleicht Tausende von Personen, die an diesem Ort begraben sind. Wir haben Dutzende von Knochen gefunden, die über den Ort verstreut sind, und es ist zu erwarten, dass wir weitere Mumien finden werden, denn der Ort ist außergewöhnlich in Bezug auf die Erhaltung von Materialien, die vor bis zu 12.000 Jahren abgelagert wurden", erklärte er gegenüber Metrópoles.

Das Ausgrabungsprojekt erhielt vom Nationalen Institut für historisches und künstlerisches Erbe (Iphan) die Genehmigung, zunächst drei Jahre lang in der Region zu forschen, die bis dahin nur Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre vom Brasilianischen Archäologischen Institut (IAB) ausgegraben worden war.

Mutti

Bei der Mumie, die bei den Ausgrabungen im Jahr 1970 gefunden wurde, handelt es sich um die Überreste eines 12-jährigen Mädchens, das vor etwa 3.500 Jahren gelebt hat. Die Knochen haben aufgrund der trockenen Umgebung der Höhle einen natürlichen Mumifizierungsprozess durchlaufen und sind in ein Baumwollnetz eingewickelt. Die Mumie erhielt den Namen Acauã. Nun hofft man, weitere Überreste an der Stätte zu finden.

"Wir haben die Überreste mehrerer Personen gefunden, aber es handelt sich dabei um so genannte Sekundärbestattungen, d. h. um Personen, die Rituale durchlaufen haben, und deren Gebeine über die ganze Stätte verstreut sind. Wir müssen verstehen, warum diese Höhle so besonders ist, wenn man bedenkt, dass sie in einem tropischen Klima liegt und eine Konservierung aufweist, die der in der Wüste entspricht", betont der Projektkoordinator.

Nach Ansicht des Forschers ist der Erhaltungszustand der Höhle für die archäologischen Gemeinschaften überraschend, obwohl die Ausgrabungen aufgrund der jahrzehntelangen Vernachlässigung einem intensiven Reinigungsprozess unterzogen werden. Unkontrollierte Besuche, Trampelpfade und die Anwesenheit von großen Tieren haben irreparable Schäden an Teilen der Höhle verursacht.

Das Grabungsteam besteht aus Forschern der Universität von Florida, der Universität von São Paulo, der Bundesuniversität von West-Pará und der Universität von Brasília. Bei diesem Projekt ist die UnB durch das Zentrum für indigene Archäologie (NAI/Ceam) und das Labor für indigene Ethnologie und Indigenismus (Linde/DAN) eine lokale Partnerinstitution.

"Die Idee ist, dass wir die Beziehung dieser Stätten mit der Geschichte verstehen und Muster der menschlichen Mobilität, geochemische Analysen dieser Bestattungen identifizieren können, die uns einige ältere regionale Charakteristika aufzeigen können", erklärt Francisco.

Außerdem wollen die Forscher mit Studenten der Universität Brasilia und der Universität São Paulo in der Gemeinde Unaí archäologische Forschungen in Form eines Schulprojekts durchführen, das systematische Prospektionen und Ausgrabungen in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeinden vorsieht und durch die Teilnahme an Feld- und Laboraktivitäten Möglichkeiten für eine theoretische und praktische Ausbildung schafft.Das Ziel ist die Ausbildung neuer lokaler Archäologen.

Sehen Sie sich die Bilder der Mumie in 3D an.